Impfungen

Dauer des Impfschutzes

Die Dauer des Schutzes, welchen das Immunsystem durch die Impfung gegen eine Krankheit ausgebildet, wird aktuell an der Höhe des Antikörper-Titers bemessen. Dabei besteht die Immunreaktion jedoch nicht nur aus der Bildung von Antikörpern. Im Allgemeinen wird das Immunsystem in die angeborene, unspezifische Abwehr und die erworbene, erreger-spezifische Abwehr eingeteilt. Zu der erreger-spezifischen Immunabwehr zählen Antikörper produzierende B-Zellen sowie erreger-spezifische T-Zellen und Gedächtniszellen. Durch eine Infektion mit einem Erreger oder auch durch eine Impfung wird das Immunsystem dazu angeregt alle 3 Arten von Zellen zu bilden. Wurde die Infektion erfolgreich bekämpft und kommt der Organismus längere Zeit nicht mehr mit diesem Erreger in Kontakt, nehmen die im Blut zirkulierenden, erreger-spezifischen Antikörper ab. Zurück bleiben die Gedächtniszellen, welche bei einer erneuten Infektion mit dem Erreger wieder erreger-spezifische Antikörper produzieren und diesen somit effektiv und schnell bekämpfen können, sodass die Infektion nicht zur Erkrankung führt. Der Organismus ist also gegen diesen Erreger geschützt, obwohl kaum erreger-spezifische Antikörper im Blut zirkulieren. Leider ist die Erfassung vorhandener Gedächtniszellen gegen spezifische Infektionserreger nur schwer möglich (bspw. durch Testinfektionen). Stattdessen wird der Schutz gegen eine Erkrankung durch einen bestimmten Erreger nur anhand der Höhe des Antikörper-Titers bestimmt. Der Antikörper-Titer gegen einen Erreger fällt jedoch schnell ab, wenn die Infektionskrankheit nur noch selten vorkommt und das Immunsystem daher keinen Kontakt zu dem Erreger hat (bspw. Tollwut in Deutschland). Die Gedächtniszellen bleiben jedoch bestehen und sorgen für einen ausreichenden Schutz im Falle einer erneuten Infektion.

In Studien zur Wirksamkeit und Wirkdauer von Impfstoffen der Impfstoff-Hersteller werden meist nur Antikörper-Titer gemessen. Diese Studien haben zudem nur eine kurze Laufzeit von wenigen Monaten bis zu 1-2 Jahren. Ein fallender Antikörper-Titer wird mit fallender Schutzwirkung gleichgesetzt und damit zu frühzeitigen Nachimpfungen geraten. Denn durch die Nachimpfung steigt, aufgrund der erneuten Antikörper-Produktion der B-Gedächtniszellen, der Antikörper-Titer wieder an. Für einen Schutz gegen diesen Erreger ist dies jedoch nicht notwendig und kann durch die ständige Immun-Stimulation zum einen zu einer geschwächten Abwehrlage gegen „wirkliche“ Infektionserreger und zum anderen zur Entgleisung des Immunsystems - wie Allergien oder Autoimmunerkrankungen – führen (siehe Impffolgen).

Zusätzlich ist zu bedenken, dass die Empfehlung zur jährlichen Nachimpfung aufgrund der geringeren Wirksamkeit der vor Jahrzehnten entwickelten, ersten Totimpfstoffe herrührt. Heute werden vorwiegend abgeschwächte Lebendimpfstoffe verwendet, die eine sehr viel längere Immunität erzeugen. Impfungen gegen Bakterien, wie Leptospiren oder Borrelien, enthalten aktuell noch abgetötete Erreger (Todimpfstoffe) und haben daher nur eine kurze Schutzdauer. Zudem sind sie wegen der enthaltenen Adjuvantien und der Tatsache, dass ganze Erreger verarbeitet wurden, sehr nebenwirkungsreich. Obwohl auch die Impfung gegen das Tollwut-Virus ein Todimpfstoff ist, ist die Schutzdauer mit der von Lebendimpfstoffen vergleichbar.

Viele Impfstoff-Hersteller haben in den letzten Jahren die Zulassung der Impfstoffe gegen Tollwut und einzelne auch gegen Staupe, Hepatitis und Parvovirose (SHP) von einem Jahr auf bis zu 3 Jahren erweitert (Übersicht über die Immunitätsdauer der Tollwutkomponente der Veterinärimpfstoffe).

In Langzeitstudien wurden 7 Jahre nach einer einzigen Impfung gegen Parvovirose, Staupe und Hepatitis noch Antikörper gegen diese nachgewiesen. Auch Testinfektionen, einige Jahre nach der Impfung, führten zu keiner Erkrankung. Der Impfschutz gegen Tollwut besteht nach ein- oder zweimaliger Impfung ebenfalls viele Jahre. Im Gegensatz dazu ist der Impfschutz gegen bakterielle Erkrankungen, wie Leptospiren, Borrelien und Bordetellen, nur von kurzer Dauer (<1 Jahr) und schützt aufgrund der vielen verschiedenen Bakterienunterarten zudem nur unvollständig.

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