Impfungen

Grundimmunisierung – warum Welpen oft geimpft werden

Das Immunsystem beim Welpen ist, wie das von menschlichen Säuglingen, bei der Geburt noch nicht vollständig entwickelt und reift in den ersten 6 Lebensmonaten erst voll aus. Zum Schutz vor Infektionen stehen den Welpen in den ersten Lebenswochen die eignen angeborenen, unspezifischen Abwehrzellen und die über die Plazenta und über die erste Muttermilch (Kolostrum) übertragenen Antikörper von der Mutter zur Verfügung. Die Fähigkeit selbst Antikörper gegen spezifische Erreger zu bilden, erlangt der Welpe erst später. Demzufolge sollte ein Welpe die erste Impfung erst bekommen, wenn er selbst in der Lage ist erreger-spezifische Antikörper zu bilden. In den ersten Lebenswochen verhindern zudem die mütterlichen Antikörper im Blutkreislauf des Welpen, dass die Immunzellen des Welpen gegen die Impferreger Antikörper bilden können, weil die Erreger von den mütterlichen Antikörpern abgefangen werden. Über welchen Zeitraum ein Welpe durch die mütterlichen Antikörper geschützt ist, hängt von der Anzahl der Antikörper ab, die er von der Mutter bekommen hat. Dies wiederum ist vom Gesundheits- und Impfstatus der Mutterhündin und von der Menge des Kolostrums, die der Welpe aufgenommen hat, abhängig. Weil die Schutzdauer durch die mütterlichen Antikörper aus diesen Gründen sehr variabel sein kann, empfehlen die Impfstoffhersteller Welpen in der 8., 12. und 16. Lebenswoche zu impfen. Damit soll sichergestellt werden, dass die Impferreger nicht durch mütterliche Antikörpern neutralisiert werden und die Impfung wirksam ist. In der 16. Lebenswoche haben die meisten Welpen kaum noch mütterliche Antikörper, sodass eine Impfung den gewünschten Erfolg hat. Um diese unnötig, häufigen Impfungen vermeiden zu können, kann der mütterlichen Antikörper-Titer (Antikörper gegen Parvovirose und Staupe) im Blut des Welpen gemessen und, aufgrund dessen Höhe, der beste Impfzeitpunkt für den Welpen ermittelt werden. Durch eine erneute Titer-Untersuchung 2-3 Wochen nach der Impfung kann ermittelt werden, ob eine Nachimpfung notwendig ist. Durch die Reduzierung der Impfhäufigkeit kann auch das Risiko von Impfnebenwirkungen, welche vor allem bei Junghunden vorkommen, erheblich reduziert werden.

Durch häufige Impfungen mit mehreren verschiedenen Erregern in dieser sensiblen Phase der Entwicklung des Immunsystems, wird dieses zu einer unnatürlichen, überschießenden Reaktion gegen die Impfstofferreger gezwungen. Dazu kommt es zu einer Störung des empfindlichen Gleichgewichts der Immunabwehr zu Gunsten der Antikörper-Bildung. Eine erhöhte Krankheitsanfälligkeit aufgrund einer Immunschwäche, sowie die Ausbildung von Allergien und Autoimmunerkrankungen kann die Folge darauf sein. Bei der Verwendung von Mehrfachimpfstoffen (z.B. SHPPi/LT) soll der Organismus gegen mehrere Erregern gleichzeitig Antikörper ausbilden, was zu einer Überforderung führen kann. Werden aus diesem Grund Einzelimpfstoffe bevorzugt, sollte die erhöhte Belastung mit nebenwirkungsreichen Adjuvantien bedacht werden, wenn dadurch die Impfhäufigkeit zunimmt.

Ein weiterer Aspekt, welcher zu einer fehlgesteuerten Immunreaktion führen kann, ist die Tatsache, dass bei einer Impfung die Erreger nicht über den natürlichen Infektionsweg in den Körper gelangen. Eine natürliche Infektion mit Viren oder Bakterien erfolgt meist über die Schleimhaut des Verdauungs- oder Atmungstraktes (bzw. Genitaltraktes). Bei einer Impfung werden die Erreger unter die Haut gespritzt und umgehen somit den Hauptwall des Immunsystems, welcher unter den Schleimhäuten, direkt am Infektionsort, sitzt.

Die erste Impfung gegen Tollwut (Grundimmunisierung) sollte erst mit einem voll entwickelten Immunsystem im 6. Lebensmonat, nach abgeschlossenem Zahnwechsel, als Einzelimpfung stattfinden. Damit ist gewährleistet, dass eine gute Immunreaktion erfolgt, welche zu einem jahrelangen Schutz gegen das tödliche Virus führt. Die Messung des Antikörper-Titers kann Klarheit verschaffen, ob eine Wiederholungsimpfung nach 1-3 Jahren die Schutzwirkung erhöht. Bei der Überlegung zum Intervall der Tollwut-Impfung sollten jedoch auch gesetzliche Vorschriften Beachtung finden, v.a. wenn Auslandsreisen mit dem Haustier geplant sind (siehe „Tollwut“ unter Jährliche Impfung – Was bedeutet das? Wogegen wird geimpft?).

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